Viele Frauen seien für das Top-Management ungeeignet, behauptet Headhunter Heiner Thorborg kürzlich in der Berliner Zeitung. Das Pikante daran: Als Inhaber von „The Female Factor“ – einem Personalvermittler ausgerechnte für Frauen – positioniert sich der 69-jährige in den Medien gerne als Experte für Frauenförderung.
„Leider fehlt es vielen Frauen an der nötigen Willenskraft für einen solchen Job“ im Top-Management, meint der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg gegenüber der Berliner Zeitung. Die üblichen Plattitüden eines älteren Herren, könnte man meinen. Das Pikante hieran ist jedoch, dass ausgerechnet dieser Personalberater sich seit einigen Monaten dazu auserkoren sieht, sich als Headhunter der Frauen zu gerieren.
Nicht nur in der BZ hagelt es Widersprüchen seitens weiblicher Managerinnen. Der eigentliche „Karriere-Killer“ sei wohl eher die ignorante Selbstüberschätzung jener „Alt-Herren-Generation“ der Thorborg selbst angehöre, fassen es zwei Personalberaterinnen zusammen. Die beiden Beraterinnen Angela Hornberg (55) und Claudia Cornelsen (47) haben sich auf Thornborgs Thesen von den vielen mangelhaft motivierten Frauen hin unter ihrer weiblichen Klientel umgehört und aufgeschrieben, „welche Statements die Frauen in Führungspositionen über Thorborgs Ausführungen besonders zum Lachen brachten.“
„Die Frauenquote braucht keiner“ meint Heiner Thorborg, der aber natürlich dennoch gerne an der durch die Quotendiskussion ausgelösten Nachfrageboom verdienen will. In den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen gäbe es schon „genügend kompetente Frauen“. „Etwas über 20 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten findet der „Female Factor“-Inhaber also offenbar ausreichend?“ fragen die Autorinnen.
Fehlt Top-Frauen wirklich einfach oft der Biß?
„Auf der Vorstandsebene wäre eine Frauenquote sogar „großer Unsinn“, denn es gibt einfach „nur wenige Frauen, die für einen Vorstandsposten in einem großen Konzern ausreichend qualifiziert sind“. Frauen fehle es einfach oft an der „nötigen Willenskraft“.
Ach, lieber Herr Thorborg! Jetzt wissen wir nicht nur, was Sie vom VW-Chef im Besonderen und von deutschen Aufsichtsräten im Allgemeinen, sondern auch was Sie von Frauen halten!“
Der eigentliche Karriere-Killer ist in erster Linie meist nicht die Babypause, sondern die ignorante Selbstüberschätzung der Alt-Herren-Generation
„Deswegen haben Sie gerade erst ein zweites Standbein aufgebaut, das „auf die Vermittlung hochqualifizierter Managerinnen spezialisiert ist.“ Auf der Startseite Ihrer Headhunting-Webseite „The female factor“ sind drei langbeinige, kopflose Schaufensterpuppen abgebildet. Womit Ihre Auswahlkriterien für geeignete Kandidatinnen offenbar bestens illustriert sind!
Auch Ihre Sonderbehandlung für Frauen leuchtet ein: Während die männlichen Kandidaten von Ihnen persönlich und diskret angesprochen werden und sich durch Ihren Anruf geschmeichelt fühlen dürfen, dürfen sich die Damen per E-Mail bewerben und auf Ihr gnädiges Urteil warten. Welche erfolgreiche Managerin sich wohl von diesem Geschäftsmodell und der unterschiedliche Behandlung angesprochen fühlt?“
Die beiden Autorinnen „können (sich) des Eindruckes nicht erwehren, dass viele Aufsichtsräte und Vorstände von Dax-Konzernen viel schneller als Sie feststellen werden, dass Frauen nicht nur die nötige Willenskraft für Jobs im Top-Management– ja, sogar im Dax! – haben, sondern auch die nötige Intelligenz, die Persönlichkeit und den Charme, um im operativen Geschäft erfolgreich zu sein.“
Die Autorinnene meinen: „Der Karriere-Killer ist in erster Linie meist nicht die Babypause, sondern die ignorante Selbstüberschätzung einer Alt-Herren-Generation.“
Link: Die Antwort auf „Female Faktor“-Chef Heiner Thorborg.